Zu Fasching und zur Fasnet werden vom Schwarzwald bis zur Schwäbischen Alb Brezeln verteilt, etwa in Oberndorf, Schramberg, Sigmaringen, Weingarten oder Wolfach. In Schramberg gibt es gar eine eigene Figur, die Brezeln von einem langen Stab aus unter Volk bringt: Der Schramberger Hansel fand erste Erwähnung im Jahr 1872. Der Brauch des Brezelverschenkens ist heute eine schöne Geste, hat aber einen ernsten Hintergrund und geht auf Notzeiten zurück: 1851 bis 1853 gab es eine große Hungersnot, die die Grafen von Bissingen veranlasste, den örtlichen Bäckern Mehl zu schenken.
Der Brezelbäcker: „Während der Fasnet steht alles Kopf – auch die Brezel!“
In Aulendorf im Landkreis Ravensburg backen die Narren sogar ihr eigenes Laugengebäck: Beim „Schnörkele“ wird – wo doch bei der Fasnet ohnehin traditionsgemäß alles auf links gedreht wird – der Knoten nicht in die Brezel geklappt, sondern an der Außenseite des Teigrings angesetzt.
Der Brezelbäcker: „Vor der Fastenzeit musste weg, was noch in der Speisekammer war. Also hieß es: Ofen anheizen und backen!“
Was heute vielerorts als „fünfte Jahreszeit“ gilt, geht zurück auf den Beginn der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern. Praktisch gesehen, mussten vor den enthaltsamen Tagen die Speisekammern geleert werden. Ende des Karnevals ist der Aschermittwoch. Sein Termin hängt von Ostern ab: Im Jahr 325 wurde auf dem Konzil von Nicäa das Osterdatum auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt. Um 600 rief Papst Gregor der Große eine 40-tägige Fastenzeit vor Ostern ins Leben. Sie soll an die Zeit erinnern, die Jesus in der Wüste verbracht hat.